Am 1. Oktober 2020 nahm die Vergabestatistik ihren Betrieb auf. Seither sind öffentliche Auftraggeber verpflichtet, Daten über die von ihnen vergebenen Aufträge und Konzessionen an das Statistische Bundesamt (Destatis) zu melden, das die Vergabestatistik im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durchführt. So werden in Deutschland erstmals flächendeckend Daten zu öffentlichen Aufträgen statistisch erfasst. Bislang fehlen valide Zahlen hierzu.

Die Übermittlungspflicht der Vergabedaten richtet sich an Auftraggeber, die im Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen definiert sind und Beschaffungsvorgänge durchführen, deren Auftragswerte oberhalb des EU-Schwellenwerts liegen. Bei Auftragswerten unterhalb der EU-Schwellenwerte müssen Daten in eingeschränktem Umfang bei einem Auftragswert von mehr als 25.000 Euro gemeldet werden. Seit dem Start der Vergabestatistik haben sich rund 5.000 Verpflichtete online registriert.

Die Vergabedaten werden vollelektronisch und soweit wie möglich automatisch erfasst. Anschließend werden sie durch das Statistische Bundesamt aufbereitet, ausgewertet und über die GENESIS-Online-Datenbank der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Zudem sind statistische Halbjahresberichte über die Kernergebnisse aus der Vergabestatistik geplant.

Von der zentralen Erfassung der Daten erhofft sich das Bundeswirtschaftsministerium, die volkswirtschaftliche Bedeutung der Vergabe öffentlicher Aufträge und Konzessionen besser einschätzen zu können. Bundeswirtschaftsminister Altmaier hält öffentliche Aufträge für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor. Nach Schätzung der OECD erreichen sie in Deutschland ein jährliches Volumen von bis zu 500 Milliarden Euro. Mithilfe der Vergabestatistik wird das Beschaffungsverhalten von Bund, Ländern und Kommunen erfasst. Dadurch sollen unter anderem die Verteilung auf Liefer-, Dienst- und Bauleistungsaufträge, die Wahl der Verfahrensarten und die Anzahl der Teilnehmenden verlässlich ermittelt werden. Die Erfassung und Auswertung dieser Daten bieten laut Bundeswirtschaftsministerium im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen die Chance, Anpassungen des gesetzlichen Rahmens evidenzbasiert zu treffen.

Seit dem Start der Vergabestatistik vor wenigen Wochen wurden bereits einige Schwachstellen deutlich. In Deutschland wird von rund 30.000 öffentlichen Auftraggebern und Vergabestellen ausgegangen. Angesichts dieser Schätzung zeigen die bisherigen Registrierungen, dass sich ein Großteil der öffentlichen Auftraggeber und Vergabestellen noch nicht angemeldet hat. Zudem weist die Datenübermittlung Probleme auf. Die Strukturvorgaben von Destatis weichen teilweise von bekannten Datenstrukturen ab. Auch werden die Angaben nicht je Los, sondern losübergreifend für die Gesamtvergabe ermittelt. Darüber hinaus fehlt bisher eine ID, die den öffentlichen Auftraggeber eindeutig identifiziert. Die Erfassung des Namens der Auftraggeber erfolgt derzeit noch in einem Freitext, weshalb eine homogene Registrierung nicht möglich ist. Dies erschwert eine einheitliche Auswertung.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Vergabestatistik weiterentwickelt. Für weitere Fragen und Unterstützung stehen wir Ihnen gerne jederzeit zur Verfügung. Das Erhebungsportal der Vergabestatistik finden Sie hier.